„Pokémon – Der Film: Du bist dran!“ Kino-Event

(c) The Pokémon Company International

Am Sonntag, den 5. November und Montag, den 6. November 2017 war es endlich soweit: Der 20. „Pokémon“-Film „Pokémon – Der Film: Du bist dran!“ wurde mit deutscher Synchro in ausgewählten Kinos gezeigt! Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, erzählt dieser Film die Geschichte noch einmal neu, wie sich Ash und Pikachu kennengelernt haben, d. h. die Handlung der allerersten TV-Episode. Das durfte ich, als Fan der ersten Stunde, mir natürlich nicht entgehen lassen und habe mich mit meinen Freunden Kim und Sebastian am Montag Abend um 19 Uhr in Bad Kreuznach getroffen. Dort wurde der Film nämlich um 20 Uhr im Cineplex gezeigt und da dies die bereits zweite Vorstellung war, wollten wir natürlich frühst möglich da sein, um auch ja noch die tollen Prämien abzustauben, die es für Kinobesucher gab. Schließlich gab es sie „nur solange der Vorrat reicht“, da wollten wir kein Risiko eingehen. Zumal Kim und Sebastian bereits leer ausgegangen waren, als in besagtem Cineplex „Digimon Adventure tri. 3“ gezeigt wurde und KSM offenbar nicht genügend Pappaufsteller für dieses Kino bereitgestellt hatte.

Doch als wir das Kino erreichten, mussten die Give-aways erst noch von den Angestellten geholt werden, also beteiligten wir uns in der Zwischenzeit kurzerhand an einem Legendary Raid in „Pokémon GO“ am Bahnhof – übrigens mein allererster Legendary Raid (wie das halt so ist, wenn man auf dem Dorf lebt) – bei dem ich sogar mehr Glück hatte als Kim und Sebastian und ein Raikou fangen konnte, ein legendäres Pokémon, welches uns später noch im Film wiederbegegnen sollte.

Kinoprämien:

Zurück im Kino mussten wir feststellen, dass wir uns völlig umsonst Sorgen gemacht hatten: Es waren genug Geschenke für alle da. Jeder Kinobesucher bekam einen Stickerbogen mit 5 prächtigen Stickern zu den Spielen „UltraSonne“ und „UltraMond“, die am 17. November 2017 erscheinen werden, eine Promo-Karte des Sammelkartenspiels und einen QR-Code. Die Sticker zeigen Pikachu, einen Pokéball, Wolwerock in der Zwielichtform und die neuen Formen von Necrozma namens Abendmähne und Morgenschwingen, die die kommenden Spiele zieren werden, die auf der Rückseite des Stickerbogens auch noch mal beworben werden. Die extrem niedliche Sammelkarte „Ashs Pikachu“ mit der Nummer SM108 zeigt die gelbe Maus mit Ashs Mütze aus dem Film und der Buntschwinge von Ho-Oh, außerdem verfügt diese Karte über eine Attacke, die denselben Namen trägt wie der Film: „Du bist dran!“. Last but not least wäre da noch der QR-Code mit dem sich in „UltraSonne“ und „UltraMond“ ein spezielles Event aktivieren lässt, bei dem man ein Pikachu mit Ashs Mütze aus dem Film bekommen kann, die sich ja ein wenig von seiner Mütze aus der Original-Serie unterscheidet. Pikachus mit allen Mützen, die Ash bisher in den Anime-Serien trug, wurden ja bereits im Vorfeld nacheinander via Passwort verteilt.

Das Publikum:

Dafür, dass der Film im Gegensatz zu den „Digimon Adventure tri.“-Filmen und „Yu-Gi-Oh! The Dark Side of Dimensions“ gleich an zwei Tagen gezeigt wurde, war er deutlich besser besucht als besagte Filme, wobei ich dazu sagen muss, dass ich diese im Kinopolis Koblenz gesehen habe und es folglich genauso gut sein kann, dass es in Kreuznach einfach mehr Anime-Fans gibt als in Koblenz, was z. B. erklären würde, warum der Müller in Bad Kreuznach ein riesiges Anime-Merchandise-Regal hat, der Müller in Koblenz hingegen nicht. Es waren so ziemlich alle Altersklassen vertreten, wobei die älteren Fans einen deutlich größeren Anteil des Gesamtpublikums ausmachten und durch extreme Albernheit auffielen. Auf den nahezu durchgehenden „Audiokommentar“ meines infantilen Sitznachbars hätte ich gut und gerne verzichten können. An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht näher darauf eingehen, da die wenigsten seiner Zwischenrufe jugendfrei waren…

 

Der Ablauf:

Nach einer Vielzahl von Trailern für Kinderfilme und sonstiger Werbung wurde im Kinosaal Eis verkauft. Danach ging es mit einem kurzen Werbespot für „UltraSonne“ und „UltraMond“ weiter, dicht gefolgt von dem, was auf dem Filmplakat als „kinoexklusives Pokémon-Vorprogramm“ bezeichnet wurde. Allerdings war besagtes Vorprogramm alles andere als „kinoexklusiv“: Es wurden lediglich die ersten drei Episoden von „Pokémon Generationen“ sowie kurze 3D-Videos mit Pikachu und den Alola-Startern gezeigt, die man bereits vom offiziellen „Pokémon“-YouTube-Kanal kennt. Danach wurden Szenen aus allen 19 bisherigen Filmen gezeigt, unterlegt mit einer neuen Version von „Pokémon Thema“, dem ersten deutschen Opening der Serie. Erst dann ging es endlich los mit dem Hauptfilm, wobei die neue Version von „Pokémon Thema“ hier noch mal abgespielt wurde. Der Film endete kurz nach 22 Uhr.

 

Die Story:

Ash kommt an seinem 10. Geburtstag zu spät ins Labor von Prof. Eich, weshalb alle drei Starter-Pokémon schon an andere Trainer vergeben wurden. Doch der Professor bietet ihm ein viertes, äußerst widerspenstiges Pokémon an: Pikachu. Gemeinsam ziehen Ash und Pikachu los, doch die Elektro-Maus will noch nicht mal in den Pokéball gehen, wie es sich für ein Pokémon gehört. Als Ash aus Versehen einen Stein auf ein wildes Habitak wirft, ruft es einen ganzen Schwarm Habitak zur Verstärkung herbei, die Pikachu übel zurichten. Ash fordert es schließlich auf, sich in den Pokéball zurückzuziehen und stellt sich den Habitak ganz alleine in den Weg, um seinen Partner zu schützen. Pikachu lässt Ash jedoch nicht im Stich, sondern prescht nach vorne und besiegt die Vogel-Pokémon mit einer gewaltigen Elektro-Attacke. Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ho-Oh, das Regenbogen-Pokémon, schenkt Ash daraufhin eine Buntschwinge, was bedeutet, dass es sein reines Herz anerkennt und ihn irgendwann wiedersehen möchte. Auf seiner fantastischen Reise freundet sich Ash mit Verena aus Zweiblattdorf, die ein Plinfa besitzt und mit Konstantin aus Schleiede an, dessen Partner ein Lucario ist. Doch auch unangenehme Begegnungen erwarten ihn: Axel ist der Meinung, dass schwache Pokémon wertlos sind und entledigt sich deshalb seines Glumandas, woraufhin Ash sich der kleinen Echse annimmt. Außerdem ahnt er nicht, dass Marshadow ihm dicht auf den Fersen ist und immer wieder versucht, sein reines Herz zu korrumpieren.

Die Synchronisation:

Dieser Film richtet sich in erster Linie an die Nostalgiker. Nur schade, dass gleich zwei Faktoren jene Nostalgie in der deutschen Fassung massiv zerstören: Die Synchronisation und der Soundtrack. Denn leider sind nach den 20 Jahren viele der altbekannten Sprecher nicht mehr dabei. Ash hat ja bereits seit dem 19. Film einen neuen Sprecher, da Caroline Combrinck nicht mehr mitansehen konnte, wie stiefmütterlich die Anime-Serie seit dem Wechsel des Synchronstudios behandelt wurde, wie sie in einem Interview verriet. Nun hat Ash mit Felix Mayer also erstmalig einen männlichen Sprecher, der sich hörbar Mühe gibt und seit dem letzten Film ein deutlich besseres Gespür für die Rolle bekommen hat, allerdings hat Caroline Combrinck mit ihrer markanten Stimme Ash so viel Charakter und Profil eingehaucht, diese Lücke kann kein anderer Sprecher schließen, es ist ja nicht einmal der begnadeten Veronika Neugebauer gelungen. Prof. Eich hat auch längst einen anderen Sprecher und jetzt kommt das seltsamste von allem: Selbst Ashs Mutter hat im Film eine andere Stimme, obwohl man ganz deutlich heraushören kann, dass ihre erste Sprecherin Marion Hartmann die wilden Taubsis synchronisiert hat!! Sinn? Ashs Smettbo und Glurak haben ebenfalls andere Sprecher. Lediglich Team Rocket behält seine altbekannten Stimmen, was zwar sehr schön ist, andererseits nicht wirklich hilft, da das Trio kaum auftaucht. Tatsächlich steht Ash ihnen im gesamten Film nicht ein einziges Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber!

Allerdings hat das Synchronstudio auch einen absoluten Volltreffer gelandet: Seit ich im Internet gelesen habe, dass Pikachu in dem Film in einer Szene sprechen wird, war mir sofort klar, wer diesen Part in der deutschen Fassung übernehmen muss. Na ja, der absolute Oberhammer wäre es natürlich gewesen, Ikue Ohtani hätte Pikachus Parts in allen Sprachen eingesprochen, aber das wäre natürlich utopisch und hätte sich bestimmt wegen des japanischen Akzents etwas seltsam angehört. Aber wir erinnern uns: In der ersten Staffel gab es viele Stellen, in denen Pikachu von Sabine Bohlmann gesprochen werden musste, insbesondere wenn mehrere Charaktere gleichzeitig sprachen und die Stimme von Ikue Ohtani deshalb im Stimmenwirrwarr unterging. Darum hab ich mir so sehr gewünscht, dass Sabine Bohlmann Pikachu in dieser besonderen Szene sprechen wird und genauso ist es auch. Hut ab für diese weise Wahl!

 

Die Musik:

Es fällt mir wirklich, wirklich, wirklich schwer an dieser Stelle sachlich zu bleiben. Während die Filme 4-16 den wunderschönen japanischen Soundtrack von Shinji Miyazaki in der amerikanischen und somit auch in der deutschen Fassung behalten durften, ist man in Amerika seit dem 17. Film leider dazu übergegangen den gelungenen Original-Soundtrack durch von Ed Goldfarb produzierte Musik zu ersetzen, die einfach nicht an Shinji Miyazakis Meisterwerke heranreicht. Das ist vor allem beim 20. Film ganz besonders bitter, da im Original fast der gesamte Soundtrack aus neuen Versionen der altbekannten Stücke aus der Anime-Serie besteht, die auch uns deutschen Fans bestens vertraut sein dürften, da 4Kids seinerzeit nicht den gesamten Soundtrack durch den von John Loeffler ersetzt hat. Man kann es nicht anders sagen: The Pokémon Company International und Ed Goldfarb haben sich, was die Musik anbelangt, an diesem Film versündigt. Goldfarbs Soundtrack hat rein gar nichts mit der Musik aus den Videospielen und der aus der Original-TV-Serie zu tun. Wir werden hier mit Hintergrundmusik abgespeist, die überhaupt keinen nostalgischen Wert hat. Was soll das bitte??

Das Einzige, was etwas Nostalgie erweckt, ist der neue Remix vom „Pokémon Thema“ und die Piano-Instrumental-Version des besagten Songs am Ende des Abspanns, wobei ich sagen muss, dass ich das Lied noch nie wirklich mochte – nur die Version aus dem ersten Kinofilm. Da wäre mir das Original-Opening „Mezase Pokémon Master“ Millionen Mal lieber gewesen, aber hey. Das ganze Publikum im Kino hat mitgesungen, also… Ziel erreicht?

Eine Besonderheit dieses Films ist, dass viele Elemente aus „Diamant“, „Perl“ und „Platin“ vorkommen: So stammen Ashs neue Begleiter beide aus der Sinnoh-Region und setzen dementsprechend Pokémon der 4. Generation ein (etwa ein Hinweis auf baldige Sinnoh-Remakes?). Wer den 10. Film kennt, der übrigens in der Sinnoh-Region spielte, erinnert sich sicher noch an das wunderschöne Stück „Oracion“, mit dem Ash und Lucia am Ende versuchen Palkia und Dialga zu beschwichtigen. Der Moment, als Oracion erklingt und goldene Flügel aus den Raum-Zeit-Türmen wachsen, zählt sicherlich zu den bewegendsten des gesamten „Pokémon“-Franchises. Tatsächlich ist das Ending der japanischen Fassung des 20. Films eine neue Version von „Oracion“ mit wunderschönem Gesang! Statt dieses Lied, dessen Melodie auch den deutschen Zuschauern bekannt sein dürfte, einfach auf Deutsch umzusetzen, hat sich Goldfarb dazu entschieden ein komplett neues Lied zu komponieren, das absolut nichts mit irgendwas zu tun hat. Dabei wäre so ziemlich ALLES besser gewesen als das: warum z. B. keine neue Version vom „PokéRAP“? Oder irgendein Song aus „Pikachu’s Jukebox“? „Wir bleiben zusammen“ oder „Meine besten Freunde“ hätten sich hier regelrecht angeboten. Aber nein, es musste unbedingt ein Lied sein, das das Publikum überhaupt nicht kennt und zu dem es keinerlei Assoziationen hat…

Fazit:

Sicher wird es dem ein oder anderen sauer aufstoßen, dass Misty und Rocko gar nicht auftauchen und quasi durch Verena und Konstantin ersetzt wurden. Da ich allerdings schon davon wusste, hat es mich weniger gestört. Tatsächlich gab Konstantin als Charakter sogar sehr viel mehr her als Rocko. Seine Vergangenheit ist für „Pokémon“-Verhältnisse ungewöhnlich tragisch. Außerdem haben Rocko und Misty dafür ihren großen Auftritt in zwei Folgen der „Sonne & Mond“-TV-Serie und zumindest im Abspann sind sie und alle anderen bisherigen Begleiter von Ash der Reihe nach zu sehen. Wer gerne eine reine Nacherzählung der Original-Serie gesehen hätte, wird von diesem Film etwas enttäuscht sein. „Du bist dran!“ ist nämlich eher so wie die Filmreihe „Rebuild of Evangelion“. Szenen aus den ersten paar Folgen werden zwar in leicht abgewandelter Form neu aufbereitet, vieles ist aber auch komplett neu und Sachverhalte, wie bspw. Ho-Ohs Auftritt am Ende der ersten Folge, werden ausgebaut zu etwas viel Größerem. Dadurch entsteht ein sehr interessanter und unterhaltsamer Film, der zwar einige Fragen offen lässt, vor allem bezüglich Marshadows Beweggründen und einer sehr seltsamen Szene gegen Ende (damit meine ich nicht das sprechende Pikachu), aber durchaus überzeugen kann. Bleibt nur zu hoffen, dass das hier geschaffene Paralleluniversum auch in kommenden Filmen noch mal aufgegriffen oder die Geschichte des Films zumindest auf anderem Wege fortgesetzt wird.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass hier viele Szenen aus der ersten Staffel nachträglich analysiert und erklärt werden: Warum ist Pikachu nicht in seinen Pokéball gegangen, als die Habitak angegriffen haben? Warum musste sich Ash von Smettbo trennen? Als Kind konnte ich beides nie nachvollziehen, doch dieser Film schafft es, den tieferen Sinn jener Szenen aufzuzeigen und geht dabei unter die Haut. Jede Menge spannender (und teils wahnwitziger) Kämpfe gibt es außerdem zu bestaunen und selbst eine Illusion, in der Ash ganz normal die Schulbank drücken muss und keine Pokémon existieren, bekommen wir präsentiert.

Fathom Events und The Pokémon Company International haben hier ein sehr schönes Kino-Event auf die Beine gestellt. Das Vorprogramm war zwar vollkommen überflüssig, aber dafür hat man sich mit den Kinoprämien etwas Geniales einfallen lassen. Wunderschöne Andenken an einen wunderschönen Film. Ich empfehle allerdings jedem, ihn sich bei Gelegenheit auch mal auf Japanisch anzusehen. Übrigens gibt es in vielen Kinos „aufgrund der mega großen Nachfrage“ (CineStar Mainz) sogar noch eine Zusatzvorführung am Sonntag, den 12.11.! Manche Kinos zeigen ihn sogar noch zweimal: am Samstag, den 11.11. UND Sonntag, den 12.11.! Sollte eines dieser Kinos in eurer Nähe sein, lasst euch diese Chance auf keinen Fall entgehen!

 

© Ban_Mido