Bericht: „Digimon Adventure tri. – Chapter 4: Lost“ Kino-Event

Am vergangenen Sonntag, den 11. März, zeigten fast 150 ausgewählte Kinos in ganz Deutschland einmalig den 4. Teil der insgesamt 6 Filme umfassenden „Digimon Adventure tri.“-Reihe zum ersten Mal in deutscher Synchro! Wir waren für euch in einem der teilnehmenden Kinos vor Ort.

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Die 8 Freunde kehren endlich wieder in die DigiWelt zurück, um ihre Digimon-Partner wiederzufinden und neue Abenteuer zu bestehen. Falls ihr nicht dabei sein konntet und noch unschlüssig seid, ob ihr euch den Film auf DVD oder Blu-ray zulegen sollt, ist dieser Kinobericht genau das Richtige für euch.

„Digimon Adventure tri. – Chapter 4: Lost“ Kino-Event

Am Sonntag, den 11. März 2018 wurde „Digimon Adventure tri. – Chapter 4: Lost“ einmalig mit deutscher Synchro deutschlandweit in ausgewählten Kinos vorgeführt. Wir waren im Kinopolis Koblenz für euch vor Ort, wo der Film um 17 Uhr gezeigt wurde, in einigen anderen Kinos ging es allerdings erst um 18 Uhr los.

Norman kannte den Film noch nicht und hat mir zuvor erzählt, dass er auf viele Digitationssequenzen hofft, nachdem im letzten Teil ja nur wenige Digitationen zu sehen waren. Ich kannte bereits die japanische Fassung und war schon sehr auf die deutsche Umsetzung gespannt.

 

Kinoprämien:

Zu jedem Film gibt es 2 DigiMins, kleine Pappaufsteller mit den jeweiligen Hauptcharakteren. Einen davon erhält man beim Kinobesuch, den anderen, indem man sich den Film als FuturePak auf DVD oder Blu-ray im Anime-Planet-Webshop kauft. Im Fall des 4. Films gab es einen Pappaufsteller von Sora und Biyomon für Kinobesucher und Frau Himekawa und Herr Nishijima werden die Beilage des FuturePaks sein, welches am 17.05. erscheinen wird. Ich hatte die Kinotickets für uns beide bereits online vorbestellt, weshalb wir am Einlass quasi nur einen QR-Code vorzeigen brauchten und dann einen DigiMin von Sora & Biyomon bekommen haben. Moment mal… Einen? Für zwei Leute? Der Mann am Einlass war doch tatsächlich so unverschämt, zu sagen, es gäbe nur einen pro Ticket, statt pro Person! Dabei bezahlt man für Online-Tickets sogar pro Person 50 Cent mehr, als wenn man vor Ort Tickets kauft! Auch die beiden, die nach uns den Einlass passierten, fanden das total daneben, sodass der Mann schließlich nachgegeben und uns doch noch einen zweiten DigiMin ausgehändigt hat. Übrigens wurden die übriggebliebenen Aufsteller dieses Mal erstmalig nach dem Kinofilm beim Verlassen des Kinos von einer netten Frau an alle verteilt, die noch welche haben wollten. So konnte ich noch 3 mitnehmen für Freunde, die wegen Auslandsaufenthalten oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mit ins Kino gehen konnten.

Das Publikum:

Dieses Mal waren leider deutlich weniger Leute im Kinosaal als noch beim dritten Teil der Filmreihe. Allerdings liegt das wohl eher an der ziemlich heftigen Grippewelle, die gerade in der Region grassiert, als an der Beliebtheit von „Digimon“. Auch Krätze greift aktuell um sich. Der Altersdurchschnitt der Kinobesucher lag schätzungsweise bei 25 Jahren, Kinder waren gar keine da, ausschließlich junge Erwachsene. Dementsprechend war es zum Glück deutlich ruhiger als beim dritten Teil, sodass man den Film besser genießen konnte. Ein herzhaftes Lachen erfüllte den Saal, als während Tais und Matts unglücklichen Versuchen, Sora zu trösten, urplötzlich vor ihnen ein schlafendes Agumon auf einem Holzscheit den Fluss runterrauschte. Das Feedback war eher durchwachsen. Norman und ich fanden den Film super, aber manch anderer hat sich daran gestört, dass die Digimon schon so kurz nach dem Reboot auf das Mega-Level digitieren konnten. Allerdings muss ich dazu sagen, dass die Digitation ja letztlich in erster Linie von der persönlichen Charakter-Entwicklung der Kinder abhängt. Wenn diese bereits ausreichend fortgeschritten ist, warum sollte der jeweilige Digimon-Partner dann nicht aufs Mega-Level digitieren können?

 

Der Ablauf:

In der Eingangshalle war bereits alles vorbereitet für eine Hochzeitsfeier – als Promotion für den dritten (und hoffentlich letzten) Teil der „Fifty Shades of Grey“-Filmreihe. Kinoplakate warben für den baldigen Start eines ganz neuen „Tomb Raider“-Films, der wohl auf den neueren Videospielen basiert, in denen Lara Croft redesignt worden ist. Außerdem konnte man sich gratis Poster zu „Star Wars: Die letzten Jedi“ mitnehmen. Für Anime-Fans besonders interessant: Der neuste „Detektiv Conan“-Film wird am 27. März im Kinopolis zu sehen sein.

Bevor es mit dem „Digimon“-Film losging, wurden noch interessante Trailer zu einem neuen Disney-Film über ein Mädchen, das in einer anderen Dimension nach seinem Vater sucht, sowie zu diversen Jugend-Filmen über das Coming-Out als Schwuler und über ein Mädchen, das mit jemandem zusammen ist, der jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht, gezeigt.

Nach dem Film waren Norman und ich noch im Burger King essen, da ich paar Tage zuvor einen Bogen mit Rabattscheinen ergattern konnte. Dabei fiel uns auf, dass sogar in den dort erhältlichen Gratis-Zeitschriften „King“ und „Kinopolis“ über den 4. „Digimon Adventure tri.“-Film berichtet wurde. Witzigerweise ist neben beiden Artikeln ausgerechnet Mimi zu sehen, obwohl sie in diesem Teil kaum eine Rolle spielt.

Die Story:

Um die Infektion zu beseitigen, mussten die DigiRitter einen Reboot der DigiWelt durchführen, wobei ihre geliebten Digimon-Partner sämtliche Erinnerungen an die gemeinsamen Abenteuer verloren haben und ihre menschlichen Partner erst wieder komplett neu kennenlernen müssen, was nicht bei allen so ganz reibungslos verläuft… Insbesondere Sora legt mit Yokomon leider einen sehr schlechten Start hin, indem sie versehentlich auf es drauftritt. Entsprechend kühl und verhalten gibt es sich Sora gegenüber, was ihr schwer zu schaffen macht. Da stoßen sie auf Meicoomon, das total außer sich ist, weil Meiko nicht gekommen ist. Die Freunde sind entsetzt darüber, dass sich Meicoomon trotz des Reboots als einziges Digimon noch an alles erinnern kann. Als plötzlich ihr einstiger Widersacher Machinedramon auftaucht und sie attackiert, werden sie voneinander getrennt. So landet T.K. beispielsweise verwundet und mutterseelenallein in der Stadt des ewigen Anfangs, wo Elecmon gerade die Baby-Digimon behütet und Sora und Biyomon finden sich in der Wüste wieder, wo sie Meiko treffen, die ihnen offensichtlich doch noch in die DigiWelt gefolgt ist. Werden Sora und Biyomon ihre Differenzen überwinden und wieder Partner werden können? Und was haben Gennai und Frau Himekawa vor? Ein spannendes Abenteuer darüber, wie die DigiRitter mit ihrem schweren Verlust umgehen, hat begonnen.

 

Die Synchronisation:

Leider mussten seit dem letzten Teil gleich zwei Sprecher umbesetzt werden. Christian Zeiger, der ja sowieso schon für Hannes Maurer als Izzy einspringen musste, will nun aufgrund von künstlerischen Differenzen (was auch immer das heißen mag) nicht mehr weitermachen, sodass Christopher Kohn ab diesem Film die Rolle übernimmt. Das wird so langsam schon zu einem Running-Gag, wenn man bedenkt, dass Izzy auch schon mal nach der ersten Staffel umbesetzt wurde, um zu verdeutlichen, dass er inzwischen älter geworden ist und bereits seinen Stimmbruch hatte. Somit ist Christopher Kohn nun schon der 4.(!) Izzy, ein absoluter Rekord. Marie-Luise Schramm ist hingegen leider aus persönlichen Gründen nicht mehr verfügbar gewesen, sodass Josephine Schmidt von nun an Kari spricht. Da mir Christian Zeiger als Izzy extrem gut gefallen hat und mir Christopher Kohn bis dato vollkommen unbekannt war, konnte ich mich mit diesem Sprecherwechsel überhaupt nicht anfreunden. Erschwerend hinzu kommt noch, dass sich Kohns Stimme kaum von den anderen unterscheidet, sodass man manchmal meinen könnte, dass nicht Izzy sondern T.K. oder Matt spricht. Überraschenderweise konnte ich mich mit Josephine Schmidt als Kari jedoch ziemlich schnell anfreunden, obwohl Marie-Luise Schramm zu meinen absoluten Lieblingssprecherinnen gehört. Das liegt wohl vor allem daran, dass mir Josephine Schmidts Stimme schon aus dem amüsanten MTV-Teenie-Drama „Awkward. Mein sogenanntes Leben“ bekannt ist, in dem sie die Hauptrolle, Jenna Hamilton, spricht. Ihre Performance gefiel mir bereits als Jenna sehr gut, von daher bin ich zuversichtlich, dass sie Marie-Luise Schramm würdig vertreten wird – insbesondere in den nächsten Teilen, in denen Kari eine größere Rolle spielen wird.

Ebenfalls neu ist, dass KSM nach dem Fiasko der letzten beiden Filme (ständige Verwechslung von Ultra- und Mega-Level und an vielen Stellen haarsträubende Übersetzungsfehler, die den Sinn völlig verfälschten) dieses Mal stärker in die Erstellung der deutschen Fassung eingebunden war, damit sich sowas nicht wiederholt. Mit eher mäßigem Erfolg… Denn auch im vierten Teil ist der Fehlerteufel leider sehr aktiv. Das fängt schon beim Filmtitel an: Dieser müsste nämlich eigentlich „Loss“, also „Verlust“ lauten und nicht „Lost“, also „verirrt“, wobei letzteres natürlich genauso passt, allerdings keine korrekte Übersetzung des japanischen Titels ist! Homöostase wird ab diesem Teil plötzlich Homeostasis genannt und Joe plötzlich wieder wie im ersten Teil (dem japanischen Original entsprechend) „Dscho“ ausgesprochen, ohne I am Ende – beides unschöne Brüche in der Kontinuität. Wie wir alle wissen, taten sich die Sprecher immer schon schwer mit der korrekten Aussprache der Digimon-Namen, aber ausgerechnet Machinedramon, dessen Name selbst in Staffel 1 korrekt ausgesprochen wurde, wird in diesem Film „Maschindramon“ genannt, was etwas ärgerlich ist. Des Weiteren wird behauptet, Meicoomon sei erst auf dem Rookie-Level, obwohl es schon auf dem Champion-Level ist (was übrigens einzig und allein aus der japanischen Fassung hervorgeht, da die Szene im 2. Film, in der dies verraten wurde, in der deutschen Fassung völlig falsch übersetzt worden ist) und Biyomon und Meicoomon werden durchgehend als „sie“ bezeichnet, obwohl Digimon offiziell geschlechtsneutral sind. Obgleich manche von ihnen einen eher femininen oder maskulinen Körperbau haben, wäre das korrekte Personalpronomen für jede Art von Digimon somit „es“.

Doch in der deutschen Fassung des Films wird auch ein Name zum ersten Mal richtig ausgesprochen, dessen Aussprache in „Digimon Data Squad“ seinerzeit stets falsch gewesen ist: Yggdrasil. In „Digimon Adventure tri. – Lost“ hat man sich tatsächlich an die vom Duden vorgeschriebene Aussprache „Üggdrahsill“ gehalten. Bei den Digitationen gibt es zum Glück keine Verwechslungen mehr zwischen „Ultra-“ und „Mega-Digitation“. Alle Sprecher liefern sehr gute Arbeit ab. Insbesondere Daniela Reidies als schroffes Biyomon und Sonja Spuhl als verzweifelte Sora sind hier positiv hervorzuheben.

 

Die Musik:

„Leb deinen Traum“ in der tri.-Version ist in diesem Teil erst an sehr später Stelle zu hören und sorgt für einen epischen Moment. Ansonsten bleiben wie bisher alle anderen Lieder japanisch. Als Ending fungiert dieses Mal eine neue Version von „Keep On“, dem japanischen 2. Ending der ersten Staffel. Mir persönlich gefällt die Original-Version besser, aber auch die tri.-Version ist schön anzuhören. Der Soundtrack stammt zwar nicht vom inzwischen verstorbenen Takanori Arisawa, der die wunderschöne Hintergrundmusik der Original-„Sailor Moon“-Serie und der ersten vier „Digimon“-Staffeln komponiert hat, aber Go Sakabe hat für die tri.-Filme extra neue Arrangements von Arisawas Stücken angefertigt, was, besonders im Hinblick auf „Sailor Moon Crystal“, welches ja leider mit einem völlig neuen Soundtrack ausgestattet wurde, der an die Klasse von Arisawas Werken einfach nicht heranreicht, sehr löblich ist.

Fazit:

Normans Wunsch nach mehr Digitationssequenzen wurde in „Lost“ voll und ganz erfüllt. Sicher ist der Animationsstil oft etwas gewöhnungsbedürftig, gerade in den Kampfszenen. Agumon sieht leider die meiste Zeit einfach nur seltsam aus von den Proportionen her. Doch die Story und der wunderbare Soundtrack machen das locker wett. Für mich gehört der 4. zusammen mit dem 3. Film bislang zu den stärksten der Reihe, da ich mit Sora sehr gut mitfühlen kann. Sie muss immer für alle den Seelentröster spielen, während von ihren Sorgen und Problemen niemand Notiz nimmt. Wenn man dann auch noch seinen Digimon-Partner (oder das Haustier) verliert, das einzige Geschöpf, das auf einen Acht gibt und dem man sich anvertrauen kann, ist das extrem hart. Die Szene, in der Sora Biyomon hinterherruft: „Warum verstehst du mich denn nicht?“ ist eine herzzerreißende Hommage an Folge 26 „Im Zeichen der Liebe“, in der Biyomon genau dasselbe zu Sora sagt, wodurch Sora erst bewusst wird, dass ihre Mutter sie immer geliebt hat.

Genau diese Umkehrung der Rollen macht den liebenswerten Charme dieses Films aus. Denn während in der allerersten Folge die Digimon über alles Bescheid wussten und ihre menschlichen Partner, die weder von den Digimon noch der DigiWelt auch nur die leiseste Ahnung hatten, bereits erwartet haben, ist es in diesem Film genau umgekehrt: Die DigiRitter sind diejenigen, die sich in freudiger Sehnsucht nach ihren Digimon-Partnern in die DigiWelt stürzen und über alles Bescheid wissen, während die Digimon dieses Mal die Ahnungslosen sind. In der ersten Staffel haben die Digimon ihre menschlichen Partner durch die für sie fremde Welt geführt, sie vor allen Gefahren beschützt und ihnen ihr gesamtes Wissen vermittelt, dieses Mal sind es die Menschen, die den Digimon alles beibringen und sie beschützen müssen.

Wir erinnern uns: In Folge 4 „Im Dorf der Yokomon“ war Sora diejenige, die von ihrem Digimon wegen seiner Geschwätzigkeit und Anhänglichkeit total genervt war. In „Lost“ ist es Sora, die dem genervten Biyomon nachrennt. All diese Anspielungen auf die erste Staffel und die intelligenten Rollentausche machen „Digimon Adventure tri. – Chapter 4: Lost“ zu einem absoluten Must-Watch für alle „Digimon“-Fans. Und das ist noch längst nicht alles, was dieser Film zu bieten hat!

 

© Ban_Mido