Ein irrer Flitzer

Name: Ein irrer Flitzer
Englischer Name:
Originaltitel: Baka ga Zenra de Yatte Kuru
Herausgebracht: Japan: Kadokawa Shoten 2012
Deutschland: Tokyopop 2014
Mangaka: Story: Hitoma Iruma
Zeichnungen: Hiroto Ida
Bände: 2 Bände
Preis pro Band: 12,00 €

Ein irrer Flitzer 1Story
Der Sprung zum professionellen Schriftsteller ist nicht leicht, insbesondere wenn man kein Talent zum Schreiben hat. Dies muss ein junger Student einmal mehr feststellen, als er bei einem Newcomer-Wettbewerb erneut nicht in der engeren Auswahl ist. Im Gegenzug dazu feiert seine Kommilitonin Shoko Kai große Erfolge und erfreut sich in der Literaturszene wachsender Beliebtheit. Dennoch will er seinen Traum nicht aufgeben, da er es liebt sich Geschichten auszudenken.

Eines Tages hat er in einer Bar eine Begegnung der unheimlich-chaotischen Art: ein nackter, betrunkener Mann taucht auf, setzt sich zu ihm und beginnt eine Unterhaltung. Dieses abstruse Zusammentreffen verändert das Leben des Studenten schlagartig, denn der irre Flitzer lässt sich nicht mehr abschütteln, nistet sich in der Wohnung des jungen Mannes ein und liest ungefragt dessen Geschichten. Wider Erwarten ist er so begeistert von ihnen, dass er beschließt, dem Studenten dabei zu helfen, seinen Traum zu verwirklichen und schlägt ihm vor, sich die Unterstützung von Shoko Kai zu sichern …

Eigene Meinung
Mit „Ein irrer Flitzer“ legt Tokyopop einen freizügigen, schrägen Seinen-Manga vor, den es in dieser Form mit Sicherheit noch nicht gegeben hat. Hitoma Iruma, den manch einer bereits von dem Oneshot „Precious Lies“ her kennt, für dessen Story er verantwortlich war, und Hiroto Ida sind für die 2-bändige Comedy-Action verantwortlich, die in Japan bei Kadokawa Shoten erschien.

So sehr die Handlung nach einem Boys Love Manga klingen mag, „Ein irrer Flitzer“ hat nichts mit diesem Genre zu tun. Zwar stehen zwei junge Männer im Zentrum der Handlung, von denen einer mit Vorliebe vollkommen unbekleidet durch die Gegend läuft, aber der Manga hat weder einen romantischen Subkontext, noch kommen entsprechende Andeutungen vor. Stattdessen erwartet den Leser ein chaotischer, freizügiger Manga, der sich in mehr als einer Hinsicht von den üblichen Seinen-Mangas unterscheidet. So abstrus die Figuren auch sein mögen, so überzogen die Handlung wirkt, sie hält sich durchaus an die Realität und greift Dinge auf, die gerade angehende Autoren kennen. Der Wunsch einen Verlag zu finden und mit seinen Geschichten den Durchbruch zu schaffen, die Hoffnung bei jedem Wettbewerb, an dem man teilnimmt. Man kann sich durchaus in den jungen Schriftsteller hineinversetzen, wenngleich weder er, noch der irre Flitzer einen Namen haben. Ein irrer Flitzer 2Dieser Punkt ist ungemein interessant, denn nicht einmal hat man beim Lesen das Gefühl, diesen Punkt zu vermissen. Erst am Ende fällt auf, dass Hitoma Iruma seine Helden (bis auf Shoko Kai) namenlos gelassen hat.

Die Charaktere sind in sich gut dargestellt und interagieren perfekt miteinander. Die Situationskomik ergibt sich zumeist aus den extrem unterschiedlichen Eigenschaften und Denkweisen des Studenten und des nackten Flitzers und des Zusammenspiels der beiden. Während der Student mal vom einen Extrem (seinem Traum Schriftsteller zu werden) ins andere fällt (Selbstzweifel), ist der Exhibitionist einfach nur schräg, hat aber durchaus eine interessante Art die Welt zu sehen. Den beiden gegenüber steht Shoko Kai, die sehr von sich selbst überzeugt ist und sicher ist, dass jemand ohne Talent gar nicht erst nach den Sternen greifen sollte.

Zeichnerisch bietet Hiroto Ida mehr als solide Kost. Er versteht sein Handwerk, setzt die Figuren sehr ansprechend und sehr emotional in Szene. Es gelingt ihm die nackten Tatsachen sehr gut zu verstecken, oder geschickt anderweitig zu verpacken, so dass es nie explizit zur Sache geht. Auch für Action, Perspektiven und Dynamik hat er ein Händchen, so dass es nie langweilig wird. Auch die Hintergründe sind sehr gut ausgearbeitet, so dass sich „Ein irrer Flitzer“ allein vom Optischen her lohnt.

„Ein irrer Flitzer“ ist trotz der durchgeknallten Geschichte ein überraschend gelungener und unterhaltsamer Manga, der sowohl inhaltlich, als auch zeichnerisch überzeugen kann. Wer ungewöhnliche Seinen-Mangas mag, sollte sich das Werk von Hitoma Iruma und Hiroto Ida nicht entgehen lassen. Es lohnt sich.

Ein irrer Flitzer: © 2012 Hitoma Iruma / Hiroto Ida, Kadokawa Shoten / Tokyopop

Precious Lies

Name: Precious Lies
Englischer Name:
Originaltitel: Usotsuki Mi-kun to Kowareta Ma-chan
Herausgebracht: Japan: Kadokawa Shoten 2011
Deutschland: EMA 2012
Mangaka: Story: Hitoma Iruma
Zeichnungen: Atsuki Satoh
Bände: Einzelband
Preis pro Band: 7,00 €

Precious LiesStory:
Die junge Mayu Misono lebt vollkommen zurückgezogen in einer kleinen Wohnung. Ihre Klassenkameraden kennen sie kaum, zumeist redet Mayu nicht einmal mit ihnen. Für sie ist nur eine Person wichtig – Mii-kun, der unangekündigt in der Stadt auftaucht. Doch ihn hat nicht seine alte Freundin Maa-chan hierher gezogen, sondern die aufsehenerregenden Morde an jungen Frauen und die Entführung zweier Kinder, die in aller Munde sind. Mii-kun findet schnell heraus, dass die beiden vermissten Kinder bei Mayu versteckt sind. Sie werden in dem unbenutzten Zimmer in Mayus Wohnung festgehalten. Trotz dieser Umstände will Mii-kun seiner Freundin nicht in den Rücken fallen. Vielmehr setzt er alles daran, den Kindern zu helfen und zeitgleich Mayu zu beschützen. Denn die beiden verbindet ein grausames Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Sie selbst wurden vor zehn Jahren entführt und aufs Schrecklichste gequält.

Als eine junge Polizistin auf Mayu und Mii-kun aufmerksam wird, gerät Mii-kun in Zugzwang. Insbesondere da er verdächtigt wird, für die Mordserie verantwortlich zu sein. Mii-kun bleibt nichts anderes übrig, als sich der Angelegenheit zu stellen, um sich und Mayu zu schützen. Dabei muss er sich jedoch zunächst seiner eigenen Vergangenheit und der Geschehnisse vor zehn Jahren stellen, die nicht nur Mayu vergessen hat …

Eigene Meinung:
Der Manga „Precious Lies – Lying Mii-kun and broken Maa-chan“ basiert auf einer 11-bändigen Novelreihe von Hitoma Iruma, der 2011 auch einen recht erfolgreichen Kinofilm nach sich zog. Die Mangaadaption wurde von Atsuki Satoh gezeichnet, die sich durch einen sehr niedlichen, shojohaften Stil auszeichnet, der optisch so gar nicht zur Geschichte passen will. Diese gehört nämlich dem Genre Mystery-Thrilles an, ist teilweise recht blutig und actiongeladen. Dennoch passen die Illustrationen paradoxerweise gut zur Handlung und den Charakteren. Atsuki Satoh gelingt es sowohl die actionlastigen, blutigen Szenen zu zeichnen, als auch die romantisch angehauchten Sequenzen.

Die Geschichte ist sehr spannend und mitreißend. Der Leser fiebert dem Ende, der Auflösung der ganzen Geschichte, entgegen. Man hofft, dass es für die beiden Charaktere gut ausgehen wird, obwohl ein wirkliches Happy-End aufgrund der traumatischen Ereignisse in der Vergangenheit der Jugendlichen von Anfang an nur schwer nachvollziehbar ist. Da die Geschichte vollkommen aus Mii-kuns Perspektive erzählt wird, und er sich selbst immer wieder als Lügner bezeichnet, ist „Precious Lies“ ein sehr undurchsichtiger und in sich verschachtelter Manga. Es ist nichts wie es scheint, da Mii-kun den Leser mehr als einmal aufs Glatteis führt. Umso spannender ist die Auflösung und die Wahrheit, die sich erst am Ende des Mangas vor dem Leser ausbreitet.

Die Charaktere sind ebenfalls gut nachvollziehbar. Mayu und Mii-kun führen den Leser in die Abgründe der menschlichen Seelen und regen zum Nachdenken an. Ab welchem Zeitpunkt ist man Opfer, ab welchem ist man Täter? Wieviel psychische Belastung hält ein Mensch aus? Der Manga selbst gibt zwar keine Antworten, doch man beginnt darüber nachzudenken.

Insgesamt ist „Precious Lies – Lying Mii-kun and broken Maa-chan“ ein spannender, gut durchdachter und in sich logischer Mystery- Thriller, der besonders denjenigen gefallen dürfte, die „A Lollypop or a Bullet“ oder „TSUMITSUKI“ mochten. Die Zeichnungen sind zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig, passen jedoch gut zur Handlung, ebenso wie die vielschichtigen Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sehr zu empfehlen.

© Koriko

Precious Lies: © 2011 Hitoma Iruma / Atsuki Satoh, Kadokawa Shouten Co., Ltd. / EMA